Rip Curl Pro Bells Beach
Es ist das Event des Jahres und es löst einen unglaublichen Besucherstrom aus. Surfer und Touris aus teilweise dem anderen Ende Australiens werden angelockt und tummelt sich, zu meinen Ungunsten, in Torquay und den hiesigen Gewässern rum. Massen an Brasilianern und natürlich die ganze Crew, die eine solche Comp (Competition=Wettkampf) mit sich bringt. Der Hype ist riesig und es ist irgendwie auch ein wahnsinnig aufregendes Gefühl, wenn man in Winki Pop Parkplatz surfen geht und neben einem Profisurfer wie Mick Fanning, Kolohe Andino oder CJ Hobgood ihre Boards auspacken. Fast alle waren eine Woche vorher da, um zu trainieren. Nur Kelly Slater machte sich rar, da es sicherlich zu tumultartigen Massenbewegungen gekommen wäre. Die Line-ups in und um Torquay waren natürlich deutlich voller als vorher und das Gelände um den Rip Curl Pro Bells Beach wurde schon 4 Wochen vorher aufgebaut. Für genau 2 Wochen wird die Stadt aus den Nähten platzen, die Felder hinter dem Surfspot mit tausenden Autos zugeparkt und der Strand mit Menschenmassen überflutet werden. Das eigentlich interessante ist aber die Profis beim Trainieren zuzuschauen und zu raten, wer gerade die Wellen in kleine Stücke schlitzt.
Ich habe versucht jeden möglichen Tag der Comp live und vom Strand aus mitzuerleben. Zum Glück bekommt man als Local ein kostenloses Ticket. Eigentlich eine Frechheit, dass man überhaupt bezahlen muss. Am ersten Tag sind wir einfach durch gefahren und zu ¨Southside¨ gefahren. Wir, damit meine ich Tammy, eine 44jahrige, im Van lebende, surfende Australierin, ihre beiden Freundinnen und ich. Southside ist quasi das andere Ende des Riffes um Bells Beach. Eine ziemlich sauber und langsam brechende ¨Left¨, von der man die Surfer und den großen Ballon im Wasser sehen kann. Während Kelly und Co. also ihre Heats surfen, paddele ich in die gleichguten Wellen. Nachdem wir fertig waren sind wir natürlich hinüber gelaufen. An den folgenden Tagen haben wir auch ein paar gute Standorte direkt am Gitter ergattern können und konnten die Profis beim Einlauf in die Arena bestaunen. Es klingt witzig, aber irgendwie bleibt einem doch immer etwas der Atem im Halse stecken und man steht mit offenem Mund da. Außerdem ist es interessant die Profis hautnah und quasi zum anfassen erleben zu können. Was die Jungs und Mädels im Wasser dahin zaubern ist auch der absolute Wahnsinn. Es ist wie im Stadion. Die Fans und Massen jubeln, klatschen und gerade bei Mick Fanning am Finaltag geht oft ein kollektives und lautes ¨Ohh¨ oder ¨Woah¨. Oft surfen die Profis die Wellen bis in den Shorebreak und riskieren sich und ihr Board zu schredden.
King Kelly ist leider relativ früh aus dem Event geschieden und mein zweiter Favourit John John Florence ebenfalls. Mick Fanning schien am stärksten zu sein und die konstanteste Form zu haben. Ziemlich solide surfte er sich bis ins Finale, in dem er einem Brasilianer gegenüberstand. Somit hieß es am Strand Ozzis gegen ziemlich laute und nervige brasilianische Fans. Mick gewann, obwohl es nach Punkten Gleichstand war, er aber die höhere Einzelwertung hatte. Verdient hat er es auf jeden Fall, auch wenn es wohl das letzte Mal sein wird, dass ich Kelly oder CJ Hobgood sehe und beide alten Hasen gern weiter vorn gesehen hätte.
Am letzten Tag wollten die Organisatoren das Event unbedingt zu Ende bringen, da die 3 weiteren Tage der ¨waiting period¨, wie die komplette Zeit des Events genannt wird, nicht berauschend aussah. Die Organisatoren können somit 6 aus 12 Tagen wählen, um die SurferInnen ins Wasser zu schicken. Die Viertelfinale waren sehr spannend und trotz der morgendlichen Müdigkeit bei kalten Witterungsbedingungen kamen erstaunlich viele Zuschauer, um ihre Helden anzufeuern. Australiens Liebling Sally Fitzgibbons, die auch in Peking als Leichtathletin ihre Norm geschafft hätte, zeigt eindrucksvoll, wie sich ein Profi verhalten sollte. Nach ihrer Viertelfinalniederlage steht sie 40 min am Strand und gibt allen Autogramme und Selfies. Danach geht sie nochmal 30 min freesurfen und stellt sich nochmal 30 min hin, um auch dem letzten Kind eine Unterschrift zu geben. Die Damen haben, wie die Männer, mit widrigen Bedingungen zu kämpfen und es ist mehr ein Glückslos, ob man genug gute Wellen bekommt. Am Ende des Tages, also eher zur Mittagszeit stand die Hawaiianerin Carissa Moore als Erstplatzierte auf dem Treppchen und verwies die Australierin Stephanie Gilmore auf Platz 2. Voller Freude und mit kalten Füßen stiefelte ich zu meinem Auto zurück und erblickte nur 4 Surfer in Winki Pop, dem Nachbarspot. Es folgte ein Sprint und ein schnelles Umziehen und ich rannte die Treppen hinab, um selbst ins Wasser zu springen. Zu Beginng jedes Tages und vor allem zu den Finals spielen die Kommentatoren die Titelmusik des Events AC DC ¨Hells Bells¨ ab. Dieser Urwurm bleibt einem auch während der eigenen Session im Ohr. Ein passender Abschluss.
1 Taj Burrow sorgt für viel Spray
2-3 King Kelly bereitet sich auf seinen Heat vor und sorgt mit diesem Manöver für riesigen Jubel am Strand
4 Owen Wright (Aus) und Joel Parkinson (Aus) bahnen sich ihren Weg durch die Fanmasssen
5 Mitfavourit Stephanie Gilmore (Aus) bereitet sich auf ihr Halbfinale vor
6 Mick Fanning (Aus) wird nach seinem Sieg durch jubelnde Fans zum Podest getragen
7 der Liebling der Kids, Sally Fitzgibbons (Aus) scheint den ganzen Tag fröhlich zu sein
8 einer dieser alten Hasen, CJ Hobgood (USA), kann man relativ unumgarnt am Strand treffen
9 Morgenstund hat Gold im Mund (6:20)
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