The final frontier
Ich habe in den letzten Monaten oft FB-Threads gelesen mit der Überschrift ¨The hardest part of travelling which noone talks about.¨ In der Tat ist das ¨Auf Wiedersehen¨ sagen das mit Abstand Schlimmste. Man hinterlässt nicht nur Eindrücke, Erfahrungen und Menschen, sondern vor allem eine gewisse Geborgenheit und Stabilität in der sich täglich veränderten eigenen Welt. Sich von daheim verabschieden fällt mir nicht schwer, im Gegenteil, es bleibt eine Sehnsucht. Sich aber von verschiedenen Orten verabschieden, an denen man genug Zeit verbracht hat, um eine Verbindung aufzubauen, ist ziemlich schmerzhaft. Ein halbes Jahr habe ich in Torquay gelebt und mich als Local gefühlt. Nie hätte ich gedacht in der Surfhauptstadt Australiens jemals auch nur durchzufahren. Aber dann noch Weltklasse-Spots wie Bells Beach und Winki Pop quasi täglich zu surfen, war unbeschreiblich. Die eigenen Skills passten sich sukzessive der Qualität der Welle an und ich die Genugtuung es geschafft zu haben und sich Träume zu erfüllen, ist einfach riesig.
Der Abschied fiel aber nicht so schwer, wie erwartet, denn wenn man sich auf einer langen Reise mit vielen Zwischenhalten befindet, ist die Vorfreude auf das neue Unbekannte groß genug, um den Abschiedsschmerz zu verdrängen. Mein Roadtrip umfasste die kompette Südküste von Melbourne westwärts und einen langen, aber traumhaft schönen Weg die Ostküste hinauf bis nach Noosa. Ich hatte zwar damit nur die Hälfte der Ostküste geschafft, aber das Wichtigste war dabei. Das Wasser wurde wärmer, die Sonnenstunden intensiver und die Anzahl an erstklassigen Surfspots schien sich ins Endlose zu erstrecken. Ja ich weiß, es dreht sich die ganze Zeit alles ums Surfen. Aber ehrlich gesagt war das, neben dem brennenden Fernweh, der Hauptgrund der ganzen Reise. Mit Erfolg.
Am Ende wurde ich von Freya liebevoll an der Gold Coast aufgenommen und eine noch größere Barriere in meinem Kopf gebrochen. Nie hätte ich mir erhofft, Snapper Rocks und Coolangatta zu sehen, geschweige denn täglich zu surfen oder sogar direkt davor zu wohnen. Schnell habe ich mich sehr heimisch gefühlt und jeden Tag, jede Session, jeden Sonnenuntergang genossen und mit einem Lächeln begegnet. Vom Surfen mit Delphinen über eine 30minütige Walbeobachtung an meinem letzten Tag bis hin zu eklig monströsen Haigeschichten und -sichtungen war alles dabei und ich möchte nichts missen. Es fiel mir schwer sich zu verabschieden und Freya und ich genossen mit ein paar ihrer Freunde meinen lettzten Sonnenuntergang in Australien, natürlich direkt vor Snapper Rocks.
Der Abschied von einer fast einjährigen Reise ist allerdings der Schlimmste. Klar, denn es erwartet einen kein neues Abenteuer mehr, es ist schlicht und einfach vorbei. Ich sitze gerade vor dem Gate und in einer halben Stunde geht es Richtung Frankfurt. So richtig erfasst hat mich die Realität noch nicht, sie wird aber wie ein Uppercut von Mike Tyson über mich herfallen. Zum Glück kann ich in Deutschland nicht in ein Loch fallen und bin gleich voll beschäftigt. Leider muss ich mich dann auch mit der verschissenen Nazi-Kacke in diesem scheiß Deutschland befassen, die ich bewusst komplett ignoriert habe, um mir nicht den Spaß zu versauen. Wie ich mich schäme Heim zu kommen...
Jedenfalls ist das letzte Wort in Richtung Auswanderung noch lange nicht gesprochen und ich möchte mich bei allen lieben und interessanten Menschen bedanken, die mir auf meiner Reise begegnet sind und mit mir viele schöne Momente geteilt und bleibende Eindrücke verschafft haben. Ich kann nicht sagen, dass ich mich sonderlich freue Heim zu kommen, es ist aber auch dahingehend ok, da ich im Moment wenig finanzielle und visas-technische Alternativen habe und irgendwann endet ja schließlich alles... oder pausiert es doch nur? Wir werden sehen.
Dies ist mein letzter Australien-Blog und ich danke allen, die mitlesen, mitfiebern und mich ermuntern weiter zu schreiben, von Herzen und freue mich den einen oder anderen gemeinsamen Schnaps hinter die Binde zu kippen. Bis zur nächsten Reise!
https://vimeo.com/139831613
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